Hermann Kraft verstarb am vergangenen Montag, den 19.10.2015, kurz vor seinem 85.
Geburtstag. Kraft absolvierte im Jahre 1950 seinen Anwärterlehrgang für Schiedsrichter und gehörte der Marburger Schiedsrichtervereinigung bis zu seinem Tode an.
Der für den TSV Niederweimar aktive Kraft pfiff als Schiedsrichter sechs Jahre lang in der damaligen Gruppenliga (heutige Verbandsliga), sowie gut zwanzig Jahre in der damaligen Bezirksoberliga. Danach war er bis vor knapp zehn Jahren auf den heimischen Sportplätzen, insbesondere im Jugendbereich, unterwegs.
Jeder, der im Kreis Marburg Fußball spielt oder gespielt hat und älter als 25 Jahre ist, kennt ihn – es gibt sicher keinen Sportplatz im Kreis Marburg, auf dem er nicht gepfiffen hat. Dabei war Hermann immer ein gern gesehener Gast – freundlich, zurückhaltend, mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht und immer zu einem Späßchen aufgelegt. Aussagen wie “Lass sie doch spielen!”, “Wer den Ball zuerst hat, wirft!” und “1:1 ist doch ein gutes Ergebnis, da haben alle was davon!” werden sicherlich auch weiterhin mit ihm in Verbindung gebracht.
Im Jahr 1964 begann seine Karriere als Funktionär und er wurde stellvertretender Kreisschiedsrichterobmann (KSO). Noch im selben Jahr übernahm er das Amt des KSO, Nachfelder bisherige Amtsinhaber, Karl Floßmann, zum Bezirksschiedsrichterobmann aufstieg. Über vier Jahre hinweg hatte Hermann Kraft das Amt des KSO inne, bis er den Posten aus beruflichen Gründen im Jahr 1968 wieder abgeben musste. Allerdings blieb er dem Kreisschiedsrichterausschuss weiterhin als stellvertretender KSO erhalten und begleitete bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 2008 über vierzig Jahre lang verschiedenste Tätigkeiten im KSA. Federführend kümmerte er sich um die Ansetzungen im Jugendbereich.
Hermann kannte seine Schiedsrichter, wusste, welchem Verein er angehört, wann er gegebenenfalls selbst spielt oder eine Mannschaft trainiert. Das persönliche Gespräch war ihm immer wichtig. Hermann saß bei Lehrabenden in der hintersten Ecke, verteilte Spiele, nahm sie zurück und verteilte sie neu. Er hatte sämtliche Termine in einem kleinen Buch stehen, in welchem mit Bleistift eingetragen und radiert wurde. In der heutigen Zeit mit Smartphones und Internet nicht mehr vorstellbar.
Von der Schiedsrichtervereinigung erhielt er bereits frühzeitig jegliche Ehrungen. Darüber hinaus wurde er vom Hessischen Fußballverband im Jahre 1966 mit der großen Verdienstnadel, 1982 mit der silbernen Ehrennadel und 2008 mit der goldenen Ehrennadel für sein außerordentliches Engagement ausgezeichnet.
Wir verlieren in Hermann Kraft nicht nur einen wunderbaren Menschen, sondern auch einen guten Freund und Weggefährten, der sich stets für die Belange der Marburger Schiedsrichtervereinigung eingesetzt hat.
Hermann Kraft, wie er vielen in Erinnerung bleiben wird.
Hermann Kraft mit HFV-Präsident Rolf Hocke im Jahre 2008 während seiner Ehrung mit der goldenen HFV-Ehrennadel.